I. Der Mensch
Richard
ist mein Nachbar. Er hat mir oft in schweren Zeiten mit kleinen Gesten
geholfen. Wir haben oft zusammen gesessen, geredet, Bier getrunken und Boxen
geguckt und er hat mir, wenn ich kein Geld mehr hatte, von seinem knappen
Einkommen sogar manchmal Zigaretten gekauft. Wir haben viel gelacht. Richard
machte meine dunklen Stunden heller.
II. Die Vergangenheit
Dort
geboren am 20.10.1960, kam Richard als politischer Flüchtling 1985 aus Polen
nach Hamburg. Er hatte dort in einem Gefängnis 8 Jahre lang als Wärter
gearbeitet und musste vor dem kommunistischen Regime fliehen, als er diesen
Dienst quittierte.
Richard
ist Handwerker und fand in einem wohlhabenden Kunden bald einen guten Freund.
Dieser besorgte ihm eine Wohnung, ein altes Auto und gab ihm einen festen Job
bei sich. Sie haben viel gelacht. Er machte Richards dunkle Stunden heller.
III. Die Gegenwart
Seit
einem Jahr hat der ehemalige Freund Richards einen Sinneswandel durchmacht. So
muss er nun für den gleichen Mietpreis in einer wesentlich kleineren
Kellerwohnung mit nur 2 Fenstern leben. Sein Stundenlohn wurde von 13€ auf 11€
runtergesetzt, die Baumaterialien für den Kellerausbau wurden ihm nicht
erstattet.
Richard
ist Handwerker, kein Buchmacher. Er hatte niemals damit gerechnet, von seinem
einstigen Freund beschissen zu werden.
Als
ich Richard heute im Innenhof sah und dieses Foto von ihm machte, erzählte er
mir davon, dass er morgen vor die Tür gesetzt wird. Wir haben nicht gelacht. Richards
alter Freund machte unsere hellen Stunden dunkler.
IV. Das Schicksal
Richard
wird die Wohnung unterm Arsch weggekündigt.
Er
hat einen Mietvertrag, jedoch keine Kraft für so einen Streit, noch das Geld
für einen Anwalt.
Er
schmeißt seine Herzmedikamente in die Mülltonne.
Er
glaubt, dass er bald sterben wird, etwas anderes will er so hintergangen auch
gar nicht.
Das
kann nicht das Ende sein. Richard braucht jetzt einen neuen Job.
Er
ist Handwerker. Handwerker werden immer gebraucht.
Er
braucht den Beweis, noch ein Leben zu haben.
Ich
will wieder mit ihm lachen. Machen wir Richards dunkle Stunden heller.
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